Hoffnung und Angst bei Syrern in Deutschland

In die Freude über den Sturz von Präsident Baschar al-Assad mischt sich beiden in Deutschland lebenden Syrern die Angst vor dem Unbekannten. Das gilt vor allem für Christen und andere Minderheiten.

Exil-Syrer feiern auf dem Schillerplatz und der Ludwigstraße den Sturz des Assad-Regime. Rebellen haben in Syrien den Sturz von Baschar-al Assad (Baath-Partei), Staatspräsidenten Syrien, erzwungen. Der Diktator ist offenbar aus dem Land geflohen.
© picture alliance/dpa | Andreas Arnold

Mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst haben in Deutschland lebende Syrerinnen und Syrer auf die Nachrichten aus der Heimat reagiert. Die meisten von ihnen sind nach 2011 als Flüchtlinge gekommen. Die Mehrheit der Flüchtlinge sind Regimegegner. Einige Syrer hatten ihr Land aus Angst vor islamistischen Rebellen und Terroristen verlassen beziehungsweise aus materieller Not infolge des Bürgerkrieges.

Versammlungen in NRW-Städten am Wochenende

Am Wochenende gab es in mehreren Städten in spontane Kundgebungen, unter anderem in Essen und Hamm. In Essen waren zunächst 300 Demonstranten angemeldet, stattdessen berichtet die Polizei, dass vor Ort bis zu 11.000 Menschen weit überwiegend friedlich und ausgelassen den Sturz des Assad-Regimes feierten.

"Es ist ein Tag voller Hoffnung"

"Es ist ein Tag voller Hoffnung, der Hoffnung auf ein Land mit Demokratie ohne das Assad-Regime", sagt Tareq Alaows, Sprecher von Pro Asyl. Alaows, der selbst Syrer ist, fügte hinzu, gleichzeitig herrsche "große Angst vor dem Unbekannten". Die bewaffneten Gruppen in Syrien hätten den religiösen Minderheiten zwar Zusicherungen gemacht und mancherorts auch Vereinbarungen getroffen, etwa mit Drusen und Ismaeliten, um einen gewaltfreien Übergang zu garantieren, "aber sie sind mit Vorsicht zu genießen". Bei der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) handele es sich um Islamisten, "aber sie sind nicht wie der IS oder die Taliban".

Khaled Davrisch, Repräsentant der von Kurden ins Leben gerufenen Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien in Deutschland sagte: "Mit dem Ende des Regimes stehen wir vor der Verantwortung, die Fehler der Vergangenheit zu überwinden und gemeinsam ein Syrien zu formen, das Freiheit und Würde für alle garantiert." Die Selbstverwaltung strebe keine Abspaltung an, sondern wolle sich beteiligen, "am Aufbau eines demokratischen und pluralistischen Syriens, das die Rechte aller Syrerinnen und Syrer ohne Diskriminierung garantiert".

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