Razzia wegen illegaler Entsorgung belasteter Böden

30 Beschuldigte, über 50 Durchsuchungsbeschlüsse - in NRW geht die Polizei gegen organisierte Umweltkriminalität vor. Viele Tonnen belasteter Böden sollen illegal entsorgt worden sein.

Benjamin Limbach (Büdnis 90/Die Grünen, l), Justizminister von Nordrhein-Westfalen, und Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, geben im Landtag eine Pressekonferenz zu mehreren Polizeieinsätzen gegen Umweltstraftaten
© picture alliance/dpa | David Young

(dpa) - Über 300 Ermittler sind mit einer Razzia gegen organisierte Umweltkriminalität und die illegale Entsorgung belasteter Böden vorgegangen. "Heute Morgen (Dienstag 1. April) hat die Polizei an 39 Türen geklopft, dazu gehören Wohnungen, aber auch Geschäftsräume von Firmen in Nordrhein-Westfalen", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). 30 Beschuldigte sollen die Entsorgung teuer abgerechnet und die Böden dann billig verklappt haben, unter anderem auch im Tagebau Garzweiler. So seien über einen längeren Zeitraum Millionengewinne erwirtschaftet worden. Es gehe um Fälschung von Dokumenten in großem Stil und gewerbsmäßigen Betrug. Mit der Bekämpfung dieser Kriminalität sollten Gefahren für künftige Generationen abgewendet werden.

Umweltkriminalität in großem Maßstab

"Das ist Umweltkriminalität in einem großen und organisierten Maßstab. Wir dürfen es nicht zulassen, dass hier Millionen ergaunert werden. Wir müssen das Geld auf jeden Fall wieder zurückholen", sagte NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne). Es seien in großem Stil Zertifikate gefälscht und Böden dann illegal verklappt worden. Das Landesumweltamt habe die Ermittlungen tatkräftig unterstützt.

Die Bekämpfung der Umweltkriminalität sei bei der Staatsanwaltschaft Dortmund und im Landeskriminalamt neu aufgestellt worden. Dort herrsche "große Aufbruchstimmung und das schreckt die Kriminellen vor Ort auch auf", sagte Limbach.

Bergbaumaschinen stehen im Tagebau Garzweiler
Im Tagebau Garzweiler wurden belastete Böden illegal entsorgt. Die NRW-Justiz geht gegen Umweltkriminelle vor - mit Razzien und Untersuchungen.© picture alliance/dpa | Federico Gambarini
Im Tagebau Garzweiler wurden belastete Böden illegal entsorgt. Die NRW-Justiz geht gegen Umweltkriminelle vor - mit Razzien und Untersuchungen.
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Objekte in mehreren Städten wurden durchsucht

Wegen des Verdachts schwerwiegender Umweltstraftaten seien Objekte unter anderem in Bottrop, Castrop-Rauxel, Euskirchen, Krefeld und Recklinghausen durchsucht worden, teilte das Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf mit. Reul nannte eine Reihe weiterer Orte. Beteiligt seien Angehörige des Landeskriminalamts, der Polizei NRW und der Zentralstelle für die Verfolgung der Umweltkriminalität in Dortmund. Mehr als 50 Durchsuchungsbeschlüsse in NRW würden vollstreckt.

Tonnenweise belastete Böden und Abfälle illegal entsorgt

Demnach stehen die Beschuldigten im Verdacht, als Teile eines organisierten kriminellen Netzwerks über einen längeren Zeitraum hinweg tonnenweise belastete Böden und Abfälle illegal entsorgt zu haben. 

Nach Angaben der Ermittler steht der Einsatz, der um 6 Uhr zeitgleich an verschiedenen Orten begann, im Zusammenhang mit Durchsuchungsbeschlüssen, die bereits im September 2024 in Grevenbroich, Jüchen, Krefeld und anderen Orten vollstreckt wurden.

Polizeibeamte und LKA-Mitarbeiter stehen auf dem Betriebsgelände einer Kiesgrube.
Polizeibeamte und LKA-Mitarbeiter stehen auf dem Betriebsgelände einer Kiesgrube. Diese wurde bei einem Einsatz wegen des Verdachts schwerwiegender Umweltstraftaten durchsucht. Etwa 300 Kräfte von Polizei und Staatsanwaltschaft sind in Nordrhein-Westfalen dabei im Einsatz.© picture alliance/dpa | Christoph Reichwein
Polizeibeamte und LKA-Mitarbeiter stehen auf dem Betriebsgelände einer Kiesgrube. Diese wurde bei einem Einsatz wegen des Verdachts schwerwiegender Umweltstraftaten durchsucht. Etwa 300 Kräfte von Polizei und Staatsanwaltschaft sind in Nordrhein-Westfalen dabei im Einsatz.
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Bodenaushub illegal im Tagebau Garzweiler entsorgt

Damals ging es um mit Schadstoffen belasteten Bodenaushub, der tonnenweise illegal im Tagebau Garzweiler Jüchen entladen worden sein soll. Nach damaligen Angaben der Polizei richtete sich das Ermittlungsverfahren gegen einen 56 Jahre alten Unternehmer, seinen 24-jährigen Sohn sowie vier weitere Beschuldigte. Die im Baustoffsektor tätigen Beschuldigten sollen mehrere tausend Lieferdokumente von Entsorgungsbetrieben gefälscht haben. Den Kunden sei mit gefälschten Belegen die ordnungsgemäße Entsorgung vorgespiegelt und hoch in Rechnung gestellt worden.

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